Romantik und Ehe – (k)ein Gegensatz?
Kribbeln im Bauch, schlaflose Nächte und der Angebetene ständig in den Gedanken… Jeder kennt die typischen Beschreibungen des Verliebtseins. Doch solche Beschreibungen beschränken sich, der gängigen Meinung nach, auf diese aufregende Anfangsphase. Danach weicht die romantische Liebe und an ihre Stelle tritt die kameradschaftliche, freundschaftliche Liebe. Doch ist das wirklich so? Eine aktuelle Studie von Bianca Acevedo vom Albert Einstein College of Medicine und Arthur Aron von der Stony Brook University in New York hält nun dagegen. Romantische Liebe könne das ganze Leben halten und zu glücklicheren und gesünderen Beziehungen führen, so die Forscher.
Viele glauben romantische Liebe sei das gleiche wie leidenschaftliche Liebe, so Acevedo, doch das stimme nicht. Romantische Liebe habe zwar die Intensität, das Engagement und die sexuelle Chemie der leidenschaftlichen Liebe, nicht jedoch deren Besessenheit. Leidenschaftliche oder besessene Liebe dagegen beinhalte Unsicherheits- und Angstgefühle. Diese Art von Liebe sei förderlich in kürzeren Beziehungen, nicht aber in längeren.
Die Psychologen Acevedo und Aron untersuchten 25 Studien mit insgesamt 6070 Teilnehmern in Lang- und Kurzzeitbeziehungen um herauszufinden, ob romantische Liebe mit einer größeren Zufriedenheit assoziiert ist. Dafür klassifizierten sie alle Beziehungen erstens als entweder romantisch, leidenschaftlich oder freundschaftlich und zweitens als Kurz- oder Langzeitbeziehung.
Die Untersuchung zeigte, dass die Personen, die von einer größeren romantischen Liebe berichteten insgesamt zufriedener waren, sowohl in Kurz- als auch in Langzeitbeziehungen. Freundschaftliche Liebe in Kurz- und Langzeitbeziehungen hingegen war nur moderat mit Zufriedenheit assoziiert. Die Teilnehmer, die von einer größeren leidenschaftlichen Liebe in ihrer Beziehung berichteten, waren in kürzeren Beziehungen zufriedener als in längeren. Paare mit einer höheren Zufriedenheit berichteten auch von einem höheren Selbstwertgefühl und davon, insgesamt glücklicher zu sein.
Das Gefühl, dass der Partner für einen da ist, spreche für eine gute Beziehung und führe leichter zu Gefühlen der romantischen Liebe, so Acevedo. Gefühle der Unsicherheit hingegen seien mit geringerer Zufriedenheit verbunden und führten sogar häufig zu Konflikten. Dies könne im Endeffekt zu besessener Liebe führen.
Die Untersuchung soll dazu beitragen, dass wir unsere Erwartungen an längere Beziehungen ändern. Den Forschern nach ist freundschaftliche Liebe, was viele Paare als Ergebnis des natürlichen Prozesses einer erfolgreichen Beziehung sehen, kein notwendiger Kompromiss. „Paare sollten für ihre Liebe kämpfen mit allem, was dazugehört,“ so Acevedo. „Und Paare, die schon lange zusammen sind und sich ihre einstige Romantik zurück wünschen, sollten wissen: Es ist ein erreichbares Ziel, das Energie und Hingabe kostet – wie die meisten guten Dinge im Leben.“
gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle u.a.: Acevedo, Bianca P. & Aron, Arthur (2009): Does a long-term relationship kill romantic love? Review of General Psychology, 13 (1), pp. 59-65
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