Neurophysiologische Belege für die Haltbarkeit romantischer Liebe
An ihrem 18. Hochzeitstag fragen gute Bekannte ganz unromantisch und ein bisschen provokativ: „Wie ist das eigentlich mit der romantischen Liebe? Kann man nach so langer Zeit noch ‚verliebt‘ sein?“ – „Also wir schon“ entgegnet Er. Und Sie ergänzt etwas ausführlicher: „Ja, wenn ich ihn sehe, wird es mir immer noch ab und zu heiß und warm ums Herz – eigentlich wie am Anfang.“
Doch die Skepsis bleibt, bis zur Studie der Forscherinnen Bianca Acedvedo und Virginia Saddock von der State University of New York:
Sie fanden einen neurophysiologischen Beleg für die Haltbarkeit von Liebe und Verliebtsein, indem sie die Hirnaktivität von frisch verliebten und zwanzig Jahre verheirateten Personen aufzeichneten, während sie Bilder von ihren Partnern betrachteten.
Aus früheren Forschungen mit frisch verheirateten Paaren weiß man, dass das Ventrale Tegmentum, eine Region im Mittelhirn, für Verliebtsein und leidenschaftliche Zuneigung verantwortlich ist. Genau diese Region wurde in der Studie von Acedvedo und Sadock aktiv, als die Probanden ihre Partner sahen. Und zwar sowohl bei den frisch Verliebten, als auch bei den länger Verliebten.
Unterschiede gab es jedoch auch: Bei den frisch Verliebten waren zusätzlich Regionen aktiver, die mit Obsession und Angst verbunden sind. Bei den länger verliebten Paaren zeigten solche Areale eine höhere Aktivität, die mit Wohlbefinden assoziiert sind.
Eine längerfristige erfüllte Partnerschaft ist also dafür verantwortlich, dass wir uns zugehörig, aufgehoben, einfach gut fühlen. Diese Gefühle übertragen sich auf beinahe jeden Lebensbereich. Dr. Acedvedo ist der Überzeugung: ‚Eine erfüllte Partnerschaft hat positive Auswirkungen auf die Gesundheit.‘
Ihre Kollegin Dr. Saddock ergänzt: ‚Romantische Liebe in längerfristigen Partnerschaften gibt es definitiv. Aber sie setzt Beziehungsarbeit voraus.‘ Weiter meint sie: Das Wohlbefinden, das aus einer erfüllten Partnerschaft erwächst, muss deshalb nicht jeden Tag neu erfunden werden. Es ist eigentlich immer vorhanden: ‚Selbst wenn die Anfangseuphorie vorbei ist, bleibt die Freude und der Genuss, zu lieben.‘ Sofern die Partnerschaft gepflegt wird.
gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Bianca Acevedo, Ph.D., postdoctoral researcher, University of California, Santa Barbara; Virginia Sadock, M.D., professor, psychiatry, and director, program in human sexuality and sex therapy, New York University Langone Medical Center, New York City; March 2009, Review in General Psychology
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