Sie sind nicht allein…

Psychische Erkrankungen waren 2008 für 11% der Fehlzeiten verantwortlich. Den rasanten ‚Aufstieg‘ von Burnout, psychosomatischen Beschwerden und Co. versuchen Experten oft mit den – zum Glück – verbesserten Diagnosemöglichkeiten für derartige Krankheiten zu erklären: Früher wurden Kopf- und Rückenschmerzen oder vorübergehende Teilnahmslosigkeit eben oft ignoriert, auf körperliche Ursachen geschoben und mit Medikamenten behandelt. Heute werden psychische Leiden weitaus besser akzeptiert, und die Diagnosen in diesem Bereich sind präziser. Deshalb werden bestimmte psychische Erkrankungen eben häufiger festgestellt. Doch das ist nur die halbe Wahrheit.

Der Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer, Rainer Richter, macht für die volks- und betriebswirtschaftlich beängstigende Entwicklung psychischer Krankheiten vor allem den Leistungsdruck am Arbeitsplatz verantwortlich: „Die Zunahme ist […] auch eine Folge der steigenden psychomentalen Anforderungen in modernen Dienstleistungsgesellschaften“.

Für die Entstehung von Burnout, psychosomatischen Erkrankungen und Depressionen sind zwei Faktoren entscheidend: Hohe Arbeitsbelastung und mangelnde Anerkennung (auch finanzieller Art).

Einige Jobs sind deshalb besonders risikobehaftet. Eine aktuelle Studie der Bundespsychotherapeutenkammer nennt unter anderen: Die Arbeit in Call-Centern, in der Pflege, als Sozialarbeiter und als Verkäufer. Gefährdeter sind nur Arbeitslose.

Die häufigsten Krankheiten sind übrigens Depression und Alkoholabhängigkeit. Gerade diese beiden Krankheiten werden zu Beginn von den Betroffenen häufig ignoriert und gelten deshalb zurecht als besonders gefährlich für den Einzelnen und als besonders schädlich für eine Volkswirtschaft. Allein die Behandlungskosten Depressiver betragen in Deutschland jährlich 4 bis 5 Milliarden Euro.

Zeit zum Umdenken! fordert die Bundespsychotherapeutenkammer deshalb seit langem, doch die erhobenen Zeigefinger werden vom Konkurrenzdruck mit leichter Hand weggewischt. Für alle Betroffenen bleibt im Moment der Trost: Diagnosen und nichtmedikamentöse Behandlungsformen der meisten psychischen Krankheiten haben sich stark verbessert. Und das wichtigste (und offensichtlichste): Sie sind nicht allein.

 

gespostet i.A . von Dr. Stephan Lermer
Quelle: http://www.bptk.de

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