Schlafforschung: Wie wichtig guter Schlaf ist, wird gerne unterschätzt

Wer morgens erholt in den Tag starten möchte, muss zuvor gut geschlafen haben. Langfristig gesehen ist Schlaf sogar entscheidend für unsere psychische und physische Gesundheit.

„Die schlaflose Gesellschaft“ – so hieß der spektakuläre Titel, mit dem die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin zu ihrer 23. Jahrestagung Anfang Dezember in Mainz einlud. Schlafforscher aus aller Welt präsentierten ihre neuesten Ergebnisse und diskutierten über die Fragen, wie unsere „Non-Stop-Gesellschaft“ den Menschen nicht nur Schlaf, sondern auch deren Gesundheit regelrecht „raubt“ – und wie Schlaf und Schlafstörungen die ganze Gesellschaft beeinflussen.

 

Wie viel ist „ausreichend“?

Wie wichtig es ist, auf eine ausreichende Menge Schlaf zu achten, das ist vielen Menschen gar nicht bewusst: Sie lassen ihren Rhythmus eher von außen bestimmen, als auf die eigenen Bedürfnisse und die ihres Körpers zu hören. Wie viel aber nun „ausreichend“ ist, das lässt sich nur individuell bestimmen, erklärt der Schlafmediziner Peter Young von der Klinik für Schlafmedizin und Neuromuskuläre Erkrankungen in Münster. Es gebe eine große Anzahl an Einflussfaktoren, angefangen von der genetischen Disposition bis hin zu sozialen Umständen, die beeinflussen, wie hoch der eigene Schlafbedarf ist. Wichtig sei vor allem, Schlaf eine hohe Priorität im Leben einzuräumen, betont er. Nur so kann die individuelle Menge bestimmt und eingehalten werden.

 

Warum ist gerade die Nacht zum Montag so schwierig?

Die meisten Menschen schlafen in der Nacht zum Montag besonders schlecht. Nachdem sie sich am Wochenende erholt haben, fühlen sie sich Montag früh dennoch wie gerädert, da sie in der Nacht kaum ein Auge zu tun konnten. Warum das so ist, erklärt der Psychologe Dr. Hans-Günther Weeß, Leiter der schlafmedizinischen Abteilung am Pfalzklinikum in Klingenmünster:

Zum Einen habe sich bei den meisten zu wenig „Schlafdruck“ aufgebaut. Das bedeutet schlicht, dass sie nicht lange genug wach waren, um einschlafen zu können, denn oft schläft man in der Nacht von Samstag auf Sonntag länger und versucht dann am Sonntag Abend, zur gewohnten Zeit ins Bett zu gehen. Zum Anderen sind es die Gedanken an die kommende Woche, die viele nicht einschlafen lassen: innere Unruhe, Anspannung, kreisende Gedanken – das seien die größten Feinde des Schlafes, sagt er Schlafexperte.

 

Warum Sie schlechter schläft als Er

Die Forscher haben noch Weiteres entdeckt: Während die meisten Männer und Frauen den Schlaf im gemeinsam Bett als angenehmer bezeichnen als allein, ist dieser Schlaf, objektiv gemessen, oft alles andere als gut. Studien ergaben, dass vor allem Frauen im gemeinsamen Bett schlechter schlafen. Als mögliche Gründe geben einige Forscher an, dass der Schlaf der Frauen evolutionsbiologisch so angelegt sei, damit sie auch nachts das Wohl der Familie überwachen könnten. Hinzu kommt ein weiterer Grund: Männer schnarchen häufig und rauben so ihren Frauen den Schlaf.

 

Fun Facts – und echte Fakten

Auch der Bettenhersteller „Sealy UK“ gab eine Studie zum Thema Schlaf in Auftrag. Hierbei will man herausgefunden haben, dass es auch auf die Seite des Bettes ankomme: Wer links aus dem Bett aufsteht, der sei glücklicher, besser gelaunt, habe mehr Freunde und Spaß an der Arbeit. Ob „Sealy UK“ nun nur noch Betten mit linker Seite herstellt, dazu hat sich das Unternehmen noch nicht geäußert…

Wie wichtig aber guter Schlaf ist, zeigen Studien, die den Zusammenhang zwischen Schlaf und psychischer sowie physischer Gesundheit untersuchen. Schlafstörungen wie Ein- und Durchschlafstörungen sowie frühmorgendliches Erwachen sind beispielsweise oft deutliche Symptome einer Depression. Schlafmangel wird außerdem mit einem erhöhten Risiko an Diabetes Typ II zu erkranken oder ein akutes Koronarsyndrom zu entwickeln und in der Folge einen Herzinfarkt zu erleiden, in Zusammenhang gebracht.

 

Wer also an Schlafstörungen leidet, tut gut daran, sie nicht zu bagatellisieren, sondern sich mit einem Experten zu beraten.

 

 

 

Quellen:
Linden, M., Oberle-Thiemann, C., & Weidner, C. (2003). Krankschreiben kann schaden. MMW-Fortschr Med, 18, 33-36.

Dziewas, R., Ritter, M., Usta, N., Boentert, M., Hor, H., Dittrich, R., … & Young, P. (2007). Atherosclerosis and obstructive sleep apnea in patients with ischemic stroke. Cerebrovascular Diseases, 24 (1), 122-126.

 

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